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Ironie, Erotik und Techno-Politik: Cyberfeminismus als Virus in der neuen Weltunordnung? 1)
Eine Einführung

Jutta Weber

Aus: Die Philosophin. Forum für feministische Theorie und Philosophie, 12.Jg. H.24, Dez. 2001, 81-97

Was um Himmels willen ist CYBERfeminismus?

Cyberfeminismus ist:
- 'kein grünes Häkeldeckchen'
- 'keine Theorie, aber auch keine Praxis'

- 'kein leerer Kühlschrank'
- 'not about boring toys for boring boys'
- 'not anti-male'
- 'n 'est pas triste'

- 'weder eine Verlegenheitslösung, noch eine Nudelsauce', und vor allem:
- 'nicht mehr wegzudenken...'
So lautet es u.a. in den 100 Anti-Thesen, die auf der ersten Cyberfeministischen Konferenz, der "First Cyberfeminist International" 1997 im Rahmen der Documenta X. in Kassel von Cyberfeministinnen aus den unterschiedlichsten Ländern formuliert wurden (vgl. http://www.obn.org/cfundef/100antitheses.html). Wie läßt sich nun aber dieses vielfältige und schillernde Phänomen positiv bestimmen, ohne das Feminismus und Cyberculture nicht mehr zu denken sind? In gewisser Weise - trotz aller anders lautenden Behauptungen - ist Cyberfeminismus durchaus eine theoretische Bewegung und eine politische Praxis. Sie ist heute schon an die zehn bis fünfzehn Jahre alt und Donna Haraways 'Cyborgfeminismus' 2) war Vorläufer dieser heute schon stark ausdifferenzierten und vielfältigen Strömung, die im angelsächsischen Raum ihren Ausgang genommen hat, aber ein internationales Phänomen darstellt. Wichtige Gruppen und (ihre) Theoretikerinnen sind u.a. VNS Matrix, Rosi Braidotti, Sadie Plant, OBN, Nancy Paterson, Zoe Soufoulis und Alluquere Rosanne alias Sandy Stone, wenn auch die Bestimmungen oder gar Definitionen, was denn nun Cyberfeminismus sei, in diesen Ansätzen sehr unterschiedlich ausfallen. Jedenfalls werden sie meist spielerisch formuliert - wie oben zu sehen war. Cyberfeministinnen verstehen sich - ganz im Geist der Neunziger - bewusst und mit Lust als Teil einer sehr heterogenen Bewegung, in der (identitätslogische) Definitionen eher als problematisch eingeschätzt werden.

Ironie statt große Erzählung

Angesichts der rotzfrechen Anti-Thesen wird deutlich, was man trotz aller Heterogenität als ein erstes typisches Kennzeichen des Cyberfeminismus einkreisen könnte: das Moment der Ironie. Ironie hat sich ganz allgemein in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren zu einer beliebten Erzählstrategie entwickelt - sowohl in der sogenannten postmodernen 3) Theorie als auch in der politischen Praxis. Und das gilt nicht nur für den Feminismus. Diese andere und als subversiv gedachte Erzählweise ist eng verbunden mit dem berühmt-berüchtigen Zusammenbruch der sogenannten "großen Erzählungen" (Lyotard 1986), der großen gesellschaftlichen Utopien des 20. Jahrhundert, wie sie etwa der Marxismus und der Feminismus darstellten. Nachdem sich essentialistische Bestimmungen der Natur des Menschen, der Geschichte oder auch der Frau nicht mehr als tragbar erwiesen, wurde schnell deutlich, daß es systematische, allumfassende Theorien nicht mehr geben kann, daß Theorie nur noch als 'large theory', aber nicht als 'grand theory' möglich ist. "Die Differenz zwischen beiden liegt darin, daß 'large theory'..., der Korrektur und der Komplettierung durch 'small narratives' bedarf." (Klinger 1998, 255) Und diesen verlorenen Anspruch auf 'umfassendes Weltwissen', wie Niklas Luhmann das nennt, trägt man mit Gelassenheit und Humor.
Daß Ironie eine beliebte Strategie im Cyberfeminismus geworden ist, ist auch eine Reaktion auf genau diese aktuelle Krise großer Erzählungen wie sie sich teilweise auch im liberalen, marxistischen oder Radikalfeminismus formulierten - auch wenn der Anspruch universalistische und systematische Theorie zu betreiben vielleicht nicht so umfassend und hermetisch diese Strömungen bestimmten, wie das heute im Nachhinein von manchen postmodernen Theoretikerinnen mit der klassischen berwindungsgeste behauptet wird. Sehr treffend formuliert die aktuelle Problemlage feministischer Theorie und Praxis die Cyberfeministin Faith Wilding in ihrem Aufsatz "Where is Feminism in Cyberfeminism": "The struggle to keep practices and histories of resistance alive today is harder in the face of a commodity culture which thrives on novelty, speed, obsolescence, evanescence, virtuality, simulation, and utopian promises of technology. Commodity culture is forever young and makes even the recent paast aapear remote and mythic. On a recent panel a young woman said that 70's feminism has taken on mythical proportions for her generation." (Wilding 1999, 2) 4)
Letztendlich geht es heute in feministischer Theorie und Praxis darum, wie man mit der häufig vorzufindenen Abwehrhaltung vieler junger Frauen gegenüber 'dem' Feminismus umgeht, die häufig eher auf Clichs als historischem Wissen beruhen, aber auch generell mit den Schwierigkeiten einer jeden kritischen Theorie wie im Zeitalter der Globalisierung, der technowissenschaftlich forcierten Beschleunigung und der fortgeschrittenen Industrialisierung eine kritische öffentliche Kultur aufrechtzuerhalten oder auch wieder zu schaffen sei. Der Cyberfeminismus ist einer dieser Versuche. Die Theoretikerin Marie-Luise Angerer hält diesen sogar für die "vorläufig letzte Stufe der feministischen (Theorie-)Bewegung" (Angerer 1999, 455). Die Ironie ist eines der Mittel des Cyberfeminismus diese schwierigen Aufgaben - im Zeitalter von Globalisierung und Technowissenschaft - ein wenig anders und spielerischer anzugehen, ohne dabei den Ernst der Sache zu vergessen. Donna Haraway, Professorin für Wissenschaftsgeschichte in Kalifornien, schrieb schon 1985 zum Thema Ironie: "Ironie handelt von Widersprüchen, die sich nicht - nicht einmal dialektisch - in ein größeres Ganzes auflösen lassen, und von der Spannung, unvereinbare Dinge beeinander zu halten, weil beide oder alle notwendig und wahr sind. Ironie handelt von Humor und ernsthaftem Spiel. Sie ist auch eine rhetorische Strategie und eine politische Methode, von der ich wünschte, daß sie von ... Feministinnen mehr beachtet würde." (Haraway 1995a, 33)
Par excellence setzt Haraway diese Forderung in ihren eigenen Schriften um, nicht zuletzt in ihrem Cyborg-Manifest - ein Text der unterdessen Kultstatus erlangt hat. 5) In diesem Cyborg-Manifest arbeitete sie als eine der ersten TheoretikerInnen die fundamentale Bedeutung der neuen Technologien in unserer heutigen Welt heraus und beharrte gegen den Zeitgeist darauf, sich gerade aus einer politischen und kritischen Perspektive mit diesen konstruktiv auseinanderzusetzen: In Hochzeiten von Ökologie- und Friedensbewegung provoziert sie mit der Behauptung, daß sie allemal lieber eine Cyborg als eine Göttin sei. I hr Buch 'The Reinvention of Nature: Simian, Cyborgs and Women' von 1991 schmückt dann auch das Bild eines Hybrid aus einer farbigen Frau, einem Jaguar, Platinen und Keyboard, welcher zwischen Himmel und Erde, Science und Fiction thront und durchsetzt ist mit technowissenschaftlichen Berechnungen und Visualisierungstechnologien. 6)
Im Cyborg-Manifest und anderen Aufsätzen aus den Achtzigern von Donna Haraway zeigt sich schon viel von der Vielfalt, Widersprüchlichkeit und Heterogenität feministischer Theorie, von der Auseinandersetzung mit und Neubenennung von technowissenschaftlichen Welten wie sie sich in den 90er Jahren im Cyberfeminismus ausformuliert. Neben der konstruktiven Auseinandersetzung mit neuen Technologien bzw. vor allem der Cyberscience zeichnet sich dann der Cyberfeminismus der 90er primär dadurch aus, daß er keine systematische oder gar totalisierende Theorie entwerfen will. Weiterhin betonen viele feministischen Theoretikerinnen die lustvollen und spielerischen Momente cyberfeministischer Theorie und Praxis. Sie verweisen darauf, daß Ironie ein wunderbares Mittel sei, um bei den Leserinnen Irritation auszulösen, 7) die Anstöße gibt für eigenes Nachdenken, Staunen oder auch Skepsis ohne erhobenen Zeigefinger. Sie ist eine wunderbare Unterstützung bei dem Versuch, unauflösbare Widersprüche sichtbar werden zu lassen und auszuhalten - und der Dogmatik zu entgehen: Denn die Cyberfeministin, die den Satz 'Cyberfeminismus ist keine Nudelsauce' aussprechen kann, kann noch über sich selbst grinsen, ohne deshalb die Sache nicht ernst zu nehmen, denn: 'Cyberfeminismus ist schließlich nicht mehr wegzudenken'.

Aber was ist denn nun Cyberfeminismus, außer, daß er - wie viele andere postmoderne Theorieansätze - die Ironie als Erzählstrategie und Mittel der Selbstreflexion nutzt und für Vielfältigkeit und die Abwehr von Dogmatik plädiert? Das Präfix 'Cyber' kommt von cybernetics. Im Griechischen ist 'kybernetes' der Steuermann und die Kybernetik selbst kann als interdisziplinäres Forschungsfeld gesehen werden, das sich - meinem Brockhaus zufolge - "mit der formalen ... Beschreibung und modellartigen Erklärung von dynamischen (= kybernetischen Systemen) beschäftigt, welche bes. durch das Prinzip der selbsttätigen Regelung und Steuerung durch Informationsübertragung und -verarbeitung sowie Rückübertragungen von Information in ... Rückkoppelungssystemen gekennzeichnet sind." (dtv-Brockhaus 1982, 218) Während dieser Begriff der Kybernetik in unseren Ohren verstaubt klingt und eher an Thermostate und Heizungsregulierung denken läßt, begegnet uns das Präfix 'Cyber' heute überall. Es ist vom Cyberspace, Cyberpets (man denke an das Tamagochi oder den beliebten japanischen Roboterhund), Cyberrights und Cybersex die Rede, aber auch von Cyberculture und Cyberscience. Heute steht dieses Präfix 'Cyber' primär für etwas, was in engster Verbindung mit Informations- und Kommunikationstechnologien steht und oft auch im virtuellen Raum von Bedeutung ist. Und so ist auch Cyberfeminismus primär eine Angelegenheit, die mit Computern, Internet, Mailinglists und anderem mehr in Verbindung gebracht wird. Allerdings geht der Cyberfeminismus darüber hinausgeht, worauf ich am Ende des Beitrags zurückkommen werde. In erster Linie werden heute mit dem Begriff des Cyberfeminismus jene Feministinnen in Verbindung gebracht, die sich aktiv und oft auch ganz praktisch mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien auseinandersetzen. Initiiert wurde der Cyberfeminismus vornehmlich von Künstlerinnen und Theoretikerinnen aus den Kulturwissenschaften 8), die den Finger auf dem Puls der Zeit hatten und den Umgang mit Technik nicht scheuten. Diese Frauen erkannten Anfang der neunziger Jahre das Potential, daß die neuen Informationstechnologien bieten, um eine kritische (Gegen-)Öffentlichkeit herzustellen, sich zu vernetzen und aktiv nicht nur an der Nutzung dieser Technologien, sondern auch an ihrer Ausgestaltung zu partizipieren. Was vielleicht heute gar nicht mehr so aufregend klingt, weil das "Geschlechter-Technik-Gefüge" (Bath 2000) nicht mehr ganz so starr erscheint wie vielleicht noch vor ein paar Jahren, war Anfang der neunziger Jahre doch eine sehr ungewöhnliche Entwicklung. Um das zu verstehen, bedarf es eines kleinen historischen Rückblicks auf das Verhältnis von feministischer Theorie und Technik. 9)

Fragmente einer Geschichte feministischer Techniktheorie

Zu Beginn der neuen Frauenbewegung Ende der sechziger Jahre und Anfang der siebziger Jahre war es auf der Grundlage des Gleichheitsgedankens primär darum gegangen, deutlich zu machen, daß Frauen in gleicher Weise wie Männer dazu befähigt sind, Naturwissenschaften zu studieren und technische Berufe zu erlernen. Wie es im Rahmen liberalistischer Theorien üblich ist, wurde dabei die Technik selbst als wertfrei und neutral aufgefaßt und es wurden primär die persönlichen Vorurteile von Männern wie Frauen dafür veranschlagt, daß Frauen sich nicht in gleicher Weise Technik aneigneten. Dies sollte sich allerdings durch gezielte Gleichstellungspolitik überwinden lassen. Der marxistische bzw. sozialistische Feminismus ging teilweise von sehr ähnlichen Voraussetzungen aus, allerdings wurde dort primär gesellschaftliche und ökonomische Bedingungen für die mangelnde Auseinandersetzung der Frauen mit der Technik ausgemacht. Aber auch in den marxistisch-feministischen Ansätzen wurde Technik meist - wie auch in den liberalistischen - als innovativ betrachtet und gerade auch mit Blick auf die Befreiung der Frau positiv bewertet. So träumte etwa die us-amerikanische Feministin Shulamit Firestone in den 70er Jahren von einer zukünftigen Gen- und Reproduktionstechnologie, die die Frauen von der Tyrannei der Fortpflanzung erlösen und endlich den Männern ebenbürtig machen würde. 10) Als Gegenbewegung zu diesen doch sehr technikaffirmativen - um nicht zu sagen technokratischen - Ansätzen hat der Radikalfeminismus der Achtziger Jahre den Herrschaftscharakter der Technik betont, die Omnipotenzphantasien und maskulinistischen Träume herausgearbeitet, die häufig mit den Technologien verbunden sind. Viele Radikal- bzw. Ökofeministinnen wie z.B. Susan Griffin, Maria Mies oder Claudia von Werlhof haben Technik mehr oder weniger als männliche Kultur beschrieben, die sich auch in der symbolischen Ordnung, in Metaphern und Identitätskonzepten ausdrückt - eine Dimension, die von den humanistischen Positionen des liberalen und marxistischen Feminismus oft vernachlässigt wurde. Die fatale Dynamik der Technik selbst verankerten sie allerdings häufig in der biologischen oder auch sozial-psychologischen Natur des Mannes - und forderten im Gegenzug einen neuen, 'weiblichen' Umgang mit der Natur, den Frauen angeblich schon seit Jahrtausenden in der Subsistenzwirtschaft oder der Reproduktion ausüben würden. Dieser Logik zufolge würde sich nur so eine weitere Zerstörung unseres Planeten vermeiden lassen. Der mainstream des humanistischen Feminismus - im Liberalismus wie Marxismus - schätzte also Technik tendenziell positiv und als zentrales Moment gesellschaftlicher Entwicklung ein und favorisierte insofern eher 'Nachhilfeunterricht' für Frauen in Sachen Technik. Das heißt aber auch, daß den Frauen prinzipiell die Kompetenz und die Fähigkeit zur Aneignung aktueller Hochtechnologien zugesprochen wurde. Der Radikalfeminismus arbeitete dagegen Ansätze für eine radikale Kritik der Technik heraus - allerdings sehr häufig auf der Basis von Geschlechtsstereotypen und Essentialismen - und kippte dabei wiederum tendenziell in eine abstrakte Technikfeindlichkeit um. Aus dieser Perspektive machte es überhaupt keinen Sinn für Frauen, sich aktiv und produktiv mit Technik auseinanderzusetzen. 11)

Ende der Achtziger Jahre formierte sich dann der postmoderne Feminismus. Innerhalb der postmodernen Strömungen war wohl der Konstruktivismus der wichtigste Ansatz für die feministische Technikdebatte. Der Konstruktivismus betont die historische, soziokulturelle Gewordenheit jeglicher Kategorien - von Geschlecht und Natur genauso wie von Technik. Daran anschließend ging auch der feministische Konstruktivismus davon aus, daß Wissenschaft und Technik als Kultur und nicht als objektive Produzenten von Wissen und Artefakten zu betrachten seien, sondern daß technisch-wissenschaftliche, gesellschaftliche und symbolische Prozesse auf das engste miteinander verwoben sind. Insofern sie auch Geschlecht als Konstruktion, als etwas historisch gewordenes und performativ hergestelltes betrachteten, kritisierten sie jegliche essentialistische Vorstellungen von den Geschlechtern - nicht zuletzt auch im Anschluß an die Kritik farbiger und nicht-europäischer Frauen an universalistischen Definitionen weißer, mittelständischer Feministinnen bezüglich des Wesens und der Rolle der Frau. Gleichzeitig birgt jedoch der konstruktivistische Ansatz den für den Feminismus zentrale Gefahr des Relativismus: Wie sollte man - wenn Technowissenchaft eben Teil der jeweiligen Kultur ist und klassische Vorstellungen von Objektivität und Wahrheit auch mit Bezug auf die Naturwissenschaften aufzugeben sind - noch Maßstäbe für eine radikale Wissenschafts- und Technikkritik gewinnen? Nach 25 Jahren feministischer Technikkritik herrschte Erleichterung über die Aufweichung so mancher Dogmatismen, aber zugleich große Ratlosigkeit. Die Theoretikerin Donna Haraway faßt dieses theoretische Dilemma feministischer Wissenschafts- und Technikkritik auf ihre ganz eigene Art zusammen: "Ich und andere begannen unsere Arbeit mit dem Wunsch nach einem starken Instrument zur Dekonstruktion der Wahrheitsansprüche einer feindlichen Wissenschaft, indem wir die radikale historische Spezifizität und damit die Anfechtbarkeit jeder Schicht der ... wissenschaftlichen und technologischen Konstruktionen zeigten. ... Wir wollten hinauskommen über das bloße Aufweisen von Vorurteilen in der Wissenschaft (was sich irgendwie als zu einfach erwies) und nicht ewig das gute wissenschaftliche Schaf von den vorurteilsgeladenen und Mißbrauch treibenden Böcken absondern. Für diesen Versuch erschien die radikalste konstruktivistische Argumentation vielversprechend, die einer Reduktion der Fragestellung auf Voreingenommenheit versus Objektivität, ... den Weg versperrt. Wir demaskierten die Objektivitätslehren, weil sie unseren erwachenden Sinn für kollektive historische Subjektivität und Handlungsfähigkeit und unsere 'verkörperten' Darstellungen von Wahrheit bedrohten, und hatten am Ende nichts als eine weitere Entschuldigung, die nach-Newtonsche Physik nicht lernen zu müssen und einen weiteren Grund, die alten feministischen Selbsthilfepraktiken nach dem Motto 'wie repariere ich mein Auto selbst' fallenzulassen." (Haraway 1995b, 77)

Feministische Technopolitik im Zeitalter der Technoscience

Bei diesen Entschuldigungen stehen zu bleiben, halten Donna Haraway und viele anderen zeitgenössischen feministischen Wissenschaftsforscherinnen und Technikkritikerinnen für fatal - gerade auch in einer neuen Weltunordnung bzw. Epoche, in der unser Alltag bis in die intimsten Sphären, bis in unsere Körper hinein von Wissenschaft und Technologie durchdrungen ist. Deshalb spricht Donna Haraway auch davon, daß wir im Zeitalter der Technowissenschaft 12) leben. Unsere technowissenschaftliche Kultur, die Technisierung von Gesellschaft, die zunehmende Formierung unserer Welt in Form von soziotechnischen Systemen - man denke nur an die Ausbreitung von Computern und Computernetzwerken in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren - muß heute Thema einer jeden politischen und sozialen Bewegung sein, die relevante Gesellschaftstheorie machen will, die von Bedeutung sein und Folgen zeitigen will. Die Strategie abstrakter Technikfeindlichkeit erinnert hier eher an den Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand bzw. den Sand in den Kopf steckt. Zudem werden so auch innovative und befreiende Potentiale von Technik übersehen, die durchaus auch in den neuen Technologien stecken und die sich womöglich positiv wenden lassen. Wissenschaft und Technik - kurz: Technowissenschaft - ist genausowenig neutral wie sie auschließlich männlich ist. Sie ist geschlechtshierarchisch strukturiert, nicht zuletzt weil bis heute Frauen kaum bei der Entwicklung und Umsetzung von Technowissenschaft beteiligt sind - oder zumindest nicht in den entscheidenden Positionen. Und damit wären wir bei meinem nächsten Stichwort, um das es im Cyberfeminismus geht: die Technopolitik bzw. Politik der Technowissenschaft. In den letzten 50 Jahren haben sich fundamentale Umwälzungen in unserer 'überentwickelten' Gesellschaften im Zuge technowissenschaftlicher Entwicklungen vollzogen. Diese Umbrüche betreffen nicht nur unsere Arbeit oder unseren Alltag, sondern durchdringen alle Lebensbereiche und führen zu vehementen Unsicherheiten. Die umfassende Bedeutung der Informations- und Kommunikations- wie der Biotechnologien und die zunehmende Ausbreitung von sogenannten Hybriden (man denke z.B. an transgenische Organismen wie etwa die Oncomouse, einer Labormaus, der ein 'Krebsgen' eingebaut wurde 13) oder auch an sich selbst steuernde und reproduzierende Softwareagenten und Roboter 14)) haben unsere Welt, aber auch unser Selbst- und Körperverständnis radikal verändert. Die Grenzen zwischen traditionellen Bereichen wie Natur und Kultur, zwischen Mensch und Tier oder Mensch und Maschine werden durch die überall erscheinenden und sich ausbreitenden Cyborgs radikal in Frage gestellt. So schreibt etwa der Wissenschaftsphilosoph Jürgen Mittelstraß hierzu: "Charakteristischerweise haben wir als Angehörige einer technischen Kultur bereits Schwierigkeiten, genau zu sagen, was und wo Natur ist." (Mittelstraß 1991, 51) Die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der letzten Jahre und Jahrzehnte - sei es in Blick auf Bio- und Gentechnologien, auf Robotik und künstliche Intelligenz, auf Pränataldiagnostik und Xenotransplantation -- drehen sich nicht zuletzt um diese Grenzverschiebungen klassischer Dualismen und ihre neue Ausgestaltung. Die neuesten technowissenschaftlichen Entwicklungen sind dabei zunehmend mit gesellschaftlichen Strukturen verwoben, in diese eingeflochten und sind wesentlich an der Bedeutungsproduktion heutiger Gesellschaften beteiligt: Unser heutiges Verständnis von Körper, Natur oder auch Subjektivität ist ohne den Hintergrund der Technowissenschaften nicht mehr verständlich. 15) So gesehen ist heutzutage Politik immer auch Technopolitik. In dieser Technopolitik sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zentrale Figuren, insofern sie nachwievor als diejenigen gelten, die wahre objektive Aussagen über unsere heutige Welt machen. Sie sind heute die privilegierten Produzenten von Wahrheit: "Ein Wissenschaftler ist jemand, der dazu befugt ist, das zu benennen, was für die / Menschen der Industrienationen als Natur gelten kann. Ein Wissenschaftler 'benennt' Natur in geschriebenen, öffentlichen Dokumenten, denen die besondere, durch Institutionen verstärkte Eigenschaft zukommt, als objektiv zu gelten und über die kulturellen Traditionen derer, die sie geschrieben haben, hinaus anwendbar zu sein." (Haraway 1995c, 138f) Spätestens damit wird deutlich, wie wichtig die Partizipation und Intervention in die technowissenschaftliche Wissensproduktion für soziale Bewegungen und kritische Theoriebildung ist. Vor diesem Hintergrund muß man die Entwicklung des Cyberfeminismus sehen. Wenn Frauen in den neunziger Jahren anfingen, ihre eigenen Server und Provider 16) einzurichten, Mailingslisten nur für Frauen anzubieten, Frauen- und Lesbenmagazine im Netz einzurichten, wenn sie dort ihre Kunstprojekte ausstellen und ihre politischen Pamphlete veröffentlichen, dann geht es nicht nur darum, sich hier eine neue Öffentlichkeit auf eine relativ einfache und kostengünstige Weise zu erschließen, sondern auch darum, die Ausgestaltung des Netzes, die Ausbildung der netiquette (der Etikette fürs Internet), aber auch von neuen Identitäten und Repräsentationen mitzubestimmen - und nicht zuletzt einen Raum zu eröffnen, in dem das 'Flaming', die Anmache von Seiten der Hightech-Cowboys und Nerds, schwieriger wird. 17) Es ging und geht ihnen um die Ausgestaltung des Netzes und den Entwurf von neuen (Geschlechter)Repräsentationen, denn - und darin ist man sich einig: Technologieproduktion ist immer auch Bedeutungsproduktion. 18) Und im Falle des Internet ist dies mehr als deutlich: Es wurde in den letzten Jahren oft als Feld betrachtet, in dem es möglich ist, Gegenentwürfe zu existierenden Geschlechterstereotypen zu erstellen, neue Identitäten zu schaffen und alte Geschlechtergrenzen zu durchbrechen. Durch die nicht-visuell vermittelte Kommunikation entstand die Hoffnung, Geschlechterbarrieren zu überwinden, da so die 'wahre' Identität des Gegenüber unbekannt bleibt - online kann ich mich in Chatrooms oder MUDs 19) als Mann, Frau oder bot 20) inszenieren, sofern die jeweilige Umgebung das zulässt. Oder wie es so schön in der New York Times hieß: Online weiß niemand, daß du ein Hund bist...

Technologie- und Bedeutungsproduktion

Doch trotz all dieser hochfliegenden Erwartungen in die Netzkultur ernüchtert ein genauer Blick auf die real existierende Netzwelt sehr schnell - vor allem wenn man die Repräsentation von Weiblichkeit betrachtet. Man denke z.B. an die wenigen Protagonistinnen bzw. Heldinnen in der Netzwelt wie die japanische Kyoko Date mit ihren perfekten Körpermaßen und ihrer ewigen Jugend 21) oder an Lara Croft, die mit Wespentaille und großen, steil aufgerichteten Brüsten durch alle möglichen Abenteuer stürmt, wobei der potentiell männliche Betrachter meist das freudige Vergnügen hat, sie genüßlich von hinten bei ihren Aktionen zu beobachten... 22) Die Kulturwissenschaftlerin Claude Draude beschreibt die Stereotypisierung weiblicher Repräsentationen im Netz mit Blick auf Lara Croft samt den teilweise ambivalenten Effekten folgendermaßen: "Eine weibliche Heldin eines Computerspiels muß, egal wie unsinnig dies angesichts der zu bestehenden Gefahren erscheint, in knappen Shorts / Minirock und engem Hemdchen erscheinen - aber vielleicht sollten wir dankbar sein, daß es eine solche Heldin mittlerweile überhaupt gibt, und Frauen so nicht mehr nur auf die Rolle der dem Helden beistehenden ewig lächelnden Femme Fatale festgelegt sind. Unzählige Websites ziehen die Blicke der user durch 'Sexy Images' auf sich - lade ich meinen Netscape Navigator werde ich schon mal darauf hingewiesen, daß ich mir jetzt 'Hollywood Hottest Teens' anschauen kann - von den Umsätzen der Pornographiemaschine Internet ganz zu schweigen." (Draude 2000, 3) Während das Internet und die neuen technologischen Möglichkeiten die wildesten und ungewöhnlichsten Visionen bis hin zur Post-Gender-Welt ermöglichen, zeigt sich die Realität im Netz mehr als ernüchternd und häufig als endlose Reproduktion krassester Geschlechterclichs. Die anderen Dimensionen - neben der symbolischen - auf der die cyberfeministischen Aktionen zielen, ist die politische und ökonomische. Das Internet bzw. der vielgerühmte Cyberspace ist alles andere als ein neutraler Ort oder ein noch völlig unbeschriebenes weißes Blatt - und er war es von Anfang an nicht. 23) Er ist immer schon von Machtstrukturen durchzogen, die zur Ausgrenzung von Frauen und sogenannten 'anderen Anderen' - wie z.B. Farbige, Menschen ohne privilegierte Ausbildung, Arme, Homo- und Transsexuelle - führen. Und dieser Ausschluß vollzieht sich auf zwei Ebenen: Offensichtlich ist die technologische Ausgrenzung der ärmeren Länder bzw. Menschen, der 'digital divide': Bis heute hat gerade mal 1% der Weltbevölkerung überhaupt Zugang zum Netz und für viele ist nicht einmal die Infrastruktur und das Wissen vorhanden, um ihn möglich zu machen: Zwei Milliarden Menschen leben ohne Strom und 70 % der Weltbevölkerung hat noch nie ein Telephongespräch geführt. 24) Gleichzeitig gibt es aber auch hegemoniale Kräfte bei der Bedeutungsproduktion im Medium Internet. Das Internet ist primär Produkt von us-amerikanischen Staats- und Militärinteressen, der Wissenschaft, teilweise subkultureller Techkulturen und zunehmend auch von riesigen, globalen Multikonzernen - und das bedeutet, daß die Struktur und Inhalte dieser 'globalen Informationsstruktur' vornehmlich von Menschen geprägt wurde, die weiß, männlich, us-amerikanisch bzw. europäisch sind und über eine privilegierte Ausbildung und ein hohes Einkommen verfügen. 25) Frauen waren und sind sowohl bei der Nutzung, 26) vor allem aber bei der Technik- und Bedeutungsproduktion im Netz umfassend unterrepräsentiert. Das zeitigt aber in einem Zeitalter, in dem der Zugang zu den Hochtechnologien immer entscheidender wird, durchaus gravierende Folgen. Viele zeitgenössische Gesellschaftstheoretiker und -theoretikerinnen 27) sind sich darin einig, daß in naher Zukunft es wesentlich sein wird bzw. daß es teilweise jetzt schon entscheidend ist, wer Zugang zur Information hat und wer nicht. Die Cyberfeministin Juliane Pierce bringt es auf den Punkt: "Information is a weapon, it's political..." (Pierce 1997, 10) Vor diesem Hintergrund ist nicht zuletzt der Cyberfeminismus vor allem als Intervention in die 'umkämpfte Zone' Internet (Schaffer 1996) zu verstehen. Es geht um den Zugang zu den neuen Technologien, um die Beteiligung an der Technikproduktion (z.B. Videospiele und MUDs die einer anderen als der vorherrschenden Logik folgen), aber vor allem um die Beteiligung an der Bedeutungsproduktion für diejenigen, die solange ausgeschlossen wurden oder deren Beitrag nicht gewürdigt wurde.

Anfänge des Cyberfeminismus

Und wie und wann hat das mit dem Cyberfeminimus angefangen? Juliance Pierce, Mitglied der australischen cyberfeministischen Gruppe VNS Matrix erzählt folgenden hübschen Gründermythos: "In 1991, in einer gemütlichen australischen Stadt namens Adelaide, entschlossen sich vier gelangweilte Mädchen etwas Spaß mit Kunst und französischer feministischer Theorie zu haben. Sich selbst als eine Mini Firma, VNS Matrix, ernennend, schufen sie ihr erstes Text / Kunstwerk, 'das cyberfeministische Manifest für das 21.Jahrhundert' - als eine Hommage an Donna Haraway begannen sie mit der Idee des Cyberfeminismus zu spielen... Beginnend wie ein spontanes Feuer, von einigen heißen Knotenpunkten in Europa, Amerika und Australien ausgehend, wurde Cyberfeminismus ein virales Mem, welches Theorie, Kunst und Wissenschaft infizierte. Es entstand als Antwort auf eine populäre Kultur - Videospiele, das Internet und besonders Gibsons Idee des Cyberpunk. Wenn die neugeborenen Techno-Cowboys sich nach Belieben einloggen konnen, nun, so konnten das auch die Grrls. Und Vergeltung übend, wurden die Mädchen digital und benutzten die Sprache der neuen Technokultur, um, eine ihren eigenen Begrifflichkeiten folgende, (feministische) Front zu kreieren." (Pierce 1997, 10; übers. v. Claude Draude) Die Frauen von VNS Matrix betonen, daß Cyberfeminismus eine Reaktion und Aneigung der populären Kultur der Videospiele und vor allem des Internets ist und daß es sich für sie nicht zuletzt um eine Auseinandersetzung mit der neuen Sprache der Technokultur dreht, welche wesentlich vom Cyberpunk geprägt wurde. Der heute bekannteste Autor und Initiator des Cyberpunks ist jener erwähnte William Gibson, ein Kanadier, der Mitte der achtziger Jahre mit seinem Roman 'Neuromancer' (Gibson 1984) ein Kultbuch für die 'Techno-Generation', für jene meist jungen Leuten schrieb, die sich mit High-Tech auseinandersetzen. Cyberpunk ist die aktuelle Form des Science Fiction, es ist das Genre in dem heute wohl am ehesten die Entwicklung von Hochtechnologie und Gesellschaft zusammengedacht und sehr plastisch aus der Perspektive der Straße ausgemalt wird wie sich ein Leben in nicht allzu ferner Zukunft aussieht und anfühlt. 28) In seinen Roman beschreibt Gibson eine Welt in der die öffentliche Kultur und politische Strukturen längst zerfallen sind, in der Megakonzerne die Macht übernommen haben und in der Information die wichtigste Ware geworden ist. Im 21. Jahrhundert sind Hacker und Hightech-Cowboys (und manchmal auch Hichtech-Cowgirls) die Antihelden und Protagonisten einer Welt, die durchdrungen ist von Anwendungen der Bio- und Gentechnologie, der Künstlichen Intelligenz, von Virtual Reality und Artificial Life. Hier sind die Menschen schon längst und selbstverständlich zu Cyborgs geworden und die Beherrschung von High-Tech-Technologien ist meist Bedingung des berlebens.

Doch zurück zu VNS Matrix. Sie sehen eine Umcodierung dieser Sprache der Technokultur als eine ihrer wesentlichen Aufgaben, denn diese Sprache ist auf gewisse Weise heutigen Problemlagen adäquat, aber auch sie ist schon längst geschlechtsspezifisch codiert und besetzt. Deshalb gilt es diese Sprache subversiv zu benutzen, für feministische Ziele umzupolen. Werfen wir einen Blick auf VNS Matrix cyberfeministisches Manifest des 21. Jahrhunderts:

"... we are the virus of the new world disorder,
rupturing the symbolic from within,
saboteurs of big daddy mainframe,
the clitoris is a direct line to the matrix,
VNS matrix, terminators of the moral code,
mercenaries of slime,
go down the altar of abjection..." (VNS Matrix 1999) 29)

Was hier erst mal befremdlich klingt, würde im Genre des Cyberpunk nicht sonderlich auffallen - außer durch die explizit feministische Besetzung traditioneller Begriffe: Plötzlich ist die Klitoris die Verbindung zur Matrix, zur Struktur des Netzes - und nicht die phallischen Joysticks der Console Cowboys - und die Frauen von VNS Matrix werden zu Terminatrixen und Sölderinnen, die die symbolische Ordnung durcheinanderwerfen und einen neuen Virus formieren, der die alte patriarchiale und doch neue, weil globale Weltunordnung unterwandert soll. Typisch für die (Erkenntnis-)Politik und Bedeutungsproduktion von VNS Matrix, aber auch andere Feministinnen ist die sexuelle Metaphorik, die bersetzung von Körper und Sex in die Sprache der Technokultur, 30) der offensiv und aggressive sexuelle Ton als auch die erotisch-ästhetische Dimension in ihren Arbeiten. Auf der Webpage von VNS Matrix wird ein offensiver Umgang mit Sexualität und Erotik demonstriert, der nicht immer jugendfrei ist. 31) Frauen zeigen sich hier nicht als Objekt der Begierde, sondern selbst als begehrend - und nicht ganz ungefährlich. Bei der Umschreibung von Geschlechterstereotypen und der Schaffung einer neuen Sprache, einer Neucodierung von symbolischen Zuschreibungen wird durchaus aggressiv verfahren. Schließlich soll dieser Code auch dem 'Flaming' etwas entgegenzusetzen haben. Juliane Pierce sagt hierzu: "Viele der Ausdrücke, die benutzt werden, um Frauen zu beleidigen, haben ja mit dem Körper zu tun - wenn man zum Beispiel eine Frau Fotze nennt. Wir benutzen eine so obszöne Sprache, um den Spieß umzudrehen." (Pierce in Baumgärtel 1997) Dieser Versuch, Bedeutungen, Symbolismen und Metaphern umzuschreiben, die narrativen Felder der Technokultur umzuschreiben, um die Dekonstruktion von Geschlechtersymbolismen zu befördern, ist zentral. In der Sprache von VNS Matrix werden Frauen oder zumindest Cyberfeministinnen dabei auch widersprüchlich imaginiert: als technikversiert, sexuell aggressiv und gefährlich, aber auch als humorvoll und ironisch - nicht zuletzt weil die Sexualisierungen und das Pathos der Techno-Sprache manchmal so dick aufgetragen sind, daß sie schon wieder zum Schmunzeln animieren. Auf die Frage eines Journalisten, was dann der Penis ist, wenn die Klitoris die Verbindung zur Matrix ist, antwortete Julianne Pierce dann auch: Das ist etwas, das man zu seinem Vergnügen benutzen kann und dann in eine Datei in seinem Computer steckt..." (Pierce in Baumgärtel 1997) Die Umdeutung von negativ geprägten, obszönen Begriffen ist heute gwissermaßen ein Markenzeichen des Cyberfeminismus. So heißt etwa das nächstes Manifest von VNS Matrix 'Bitch Mutant Manifesto', 32) das Schlampen-Mutanten-Manifest oder auch: verschlamptes mutiertes Manifest - je nach Lesart. Doch die Praxis des Umdeutens und Verschiebens von Ausdrücken und Zitaten hat sich durchgesetzt: Heute finden sich feministische Projekte, die sich z.B. 'technowhores' (Technohuren), 'Heartless Bitches International' (Herzlose Internationle Zicken) oder 'Old Boys Network' (AltHerrenriege) nennen. Die jeweiligen cyberfeministischen Projekte selbst, welche Geschlechtsstereotypen aufbrechen wollen und ironisch mit den vorfindlichen Strukturen umgehen wollen, sind dementsprechend selbst spielerisch, lustfreundlich und unterhaltsam. Im Zeitalter der gescheiterten großen Erzählungen, der verlorenen Hoffnungen auf Paradies, Revolution oder Erlösung, geht es schließlich auch darum, ein wenig Spaß zu haben...

Drei cyberfeministische Projekte

Women with Beards
Das niederländische feministische Projekt 'Women With Beards' (http://www.dds.nl/~beards/) stellt eine wunderschöne Persiflage der Pornographiemaschine Internet dar. Hier werden - ganz in der Tradition des Playboys - Babes in einem Kalender ausgestellt, aber diese Babes machen es einer/m trotz aller Freizügigkeit schwer, eindeutig ein Geschlecht zuzuordnen, das Objekt des Begehrens zu identifizieren und zu objektivieren. Diese Babes sind hybride Geschöpfe, die sich schlecht als Frauen oder Männer identifizieren bzw. imaginieren lassen - trotz oder gerade wegen der Brüste und des Make Ups oder ihrer Bärte. Und auf eine subtile Art funktioniert diese Logik noch mal anders als der Transvestismus. Auf jeden Fall stiften die 'Babes' Verwirrung und dies trägt ein Stück weit bei zur Unterwanderung klarer Geschlechtsidentitäten und -rollen. Der Clou an diesem Projekt ist natürlich auch, daß die Webpage 'women with beards' die Stichworte 'babe' and 'calendar' aufweist und so eine jede Suchmaschine auch diese Seite ausspuckt, wenn die Herren der Schöpfung Ausschau nach dem Babes-Kalender des Playboys unternehmen - schade ist nur, daß man dann ihre Gesichter nicht zu sehen bekommt

ALL Men Must Die
Diese Webpage (http://www.sorted.org/~kashka/ammd.html) ist ein ganz anderes Projekt, das für Aufsehen sorgte. Laut Selbstdarstellung der us-amerikanischen Homepage-Erstellerin hatte sie diese Seite in die Welt gebracht, um ihrer Wut über ihren Ex-Freund Luft zu machen, der sich als ätzender Chauvi entpuppt und sie schlecht behandelt hatte. Daraus entstand die Webpage 'ALL Men must die!' in Rot und Schwarz auf der groß ein Colt prangt. Dieser Akt der Provokation und Lästerung wurde dann von vielen so bierernst genommen, daß sie reihenweise per email als Männerhasserin und Lesbe beschimpft wurde. (Als ob nur Lesben Aggressionen gegen Männer empfinden könnten...) Auch Morddrohungen ließen nicht auf sich warten, so daß sie irgendwann darüber nachdachte, ihre Webpage wieder vom Server zu nehmen. 33) Mit einem feinen Sinn für schwarzen Galgenhumor schienen die Rezipienten nicht ausgestattet zu sein und schon gar nicht mit einem für subtile Wortspielerei: Daß der Satz 'ALL Men Must Die' nicht zwingend den Tod aller Männer forderte, sondern auch als die klassische Sokratische Schlußfolgerung 'Alle Menschen sind sterblich' lesbar ist, fiel angesichts erhöhter Pulsbeschleunigung den Usern nicht auf...

Hijacking Lara Croft
'Hijacking Lara Croft' ist eine witzige Aktion der interkulturellen und interdisziplinären 34) Gruppe 'Reconstructing Gender on the Internet' - kurz 'Gendering-Project - (http://www.vifu.de/gendering) im Rahmen der IFU, die ich als 'facilitator' begleitete und die ihre ganz eigene Art gefunden hat, sich mit hegemonialer Netzpolitik auseinanderzusetzen. Neben der generellen Vermittlung von theoretischen und praktischen Grundlagen der Netzpolitik wurde in diesem Projekt das Augenmerk auf eindimensionale Bedeutungs- und Repräsentationspolitiken im Netz gerichtet. Dabei wurde die omnipräsente Kult- und Computerspielfigur Lara Croft zu einem zentralen Fokus, da sie einer der bekanntesten Repräsentationen ist und zugleich im Kontext feministischer und postkolonialer Theorie einen reichen Fundus für eine kritische Auseinandersetzung bietet - man denke an ihre anscheinend transnationale Identität, 35) die sie aufgrund ihrer schräg stehenden Augen und ihren dunklen Haaren auf den ersten Blick zu haben scheint, die sich aber bei genauerem Hinsehen etwa auf ihr Verhalten und ihre Kleidung, sehr schnell als Illusion entpuppt. Die sexistische Dimension dieser Figur ist sowieso schier unübersehbar. So wurde Lara Croft für das Gendering-Projekt zum Knotenpunkt, um sich mit der sexistischen und rassistischen Bedeutungsproduktion im Netz auf produktive und ungewöhnliche Art auseinanderzusetzen. Im August 2000 machten sich die dreizehn Frauen des Gendering-Projekts, aber auch viele weitere Teilnehmerinnen der IFU in Hamburg auf, um im 'real space' eine lebensgroße Lara Croft-Figur aus einem Computerladen in Hamburg zu entführen, nachdem sie die Aktion schon mal im Netz angekündigt hatten. Mit Lara Croft-Masken und einer Video-Kamera bewaffnet stürmten sie in den Laden und verlasen zum Staunen der meistenteils männlichen Kundschaft ihre Erklärung: "Wir entführen Lara Croft... Wir werden mit ihr experimentieren, um zu zeigen, wie begrenzt ihre Darstellungen sind." (Pretzsch in Wilsdorf 2000) Beschwingt und übermütig bemächtigten sie sich der Figur und brachten ihre 'Trophäe' zurück zur Universität. Dort wurden viele Frauen zu ihrer Meinung bzgl. Lara Croft gefragt und deren Antworten auf Video dokumentiert 36) - auch und gerade von Frauen, die diese Figur noch nie zuvor gesehen hatten. So wunderte sich etwa Somaya aus Uganda: 'diese Frau muß sehr unglücklich und ängstlich sein, daß sie immer mit einem Revolver herumläuft...'

Um den eindimensionalen und pseudotransnationalen Charakter dieser Figur deutlich zum Vorschein zu bringen, zogen die Frauen Lara Croft traditionelle nigerianische, koreanische, mexikanische, ostfriesische und andere Kleidung an, steckten sie in einen Hausmeisterkittel oder zeigten sie schwanger. Sie veränderten ihre Haartracht, vertauschten den Revolver auch mal mit einem Buch, Tampons oder einem Haarfön und zogen ihr einen Pyjama an, um sie im Badezimmer oder auf dem Klo abzulichten. Und plötzlich gewann Lara in anderen kulturellen und situativen Kontexten viele neue Gesichter, die die Gruppe auf ihrer Homepage dokumentiert hat (http://www.vifu.de/gendering/lara/gallery.html) - zusammen mit vielen Materialien und kritischen Kommentaren zur Figur Lara Crofts (http://www.vifu.de/gendering/lara/home.html). Wie die in Dublin graduierte Birgit Pretzsch einer Journalistin erklärte, ist Lara Croft für sie durchaus "eine Frau mit großem Potenzial, aber sie wird immer nur als Heldin oder als Sexsymbol dargestellt und damit eindeutig auf ein männliches Publikum reduziert" (Pretzsch in Wilsdorf 2000), dabei könne sie in einer weniger reduktionistischen Variante doch auch sehr gut den Wandel der Identitäten und die Mensch-Maschine-Fusion symbolisieren. Trotz all der kritischen Auseinandersetzung mit Bedeutungs- und Technologieproduktion ist es natürlich eine virulente Frage für alle Cyberfeministinnen, wie wirkungsmächtig denn nun in den Zeiten der neuen Weltunordnung dieser neue Virus Cyberfeminismus überhaupt ist. Bedeutet es überhaupt etwas, wenn ein paar - wenn auch kritische - webpages mehr im Netz stehen? Wer nimmt sie wahr und welche Auswirkung haben sie? Insofern waren die Gendering-Frauen natürlich hocherfreut, als sie fast ein Jahr später folgendes Email aus Nordaustralien erreichte: "This is a big THANKYOU to the women who put up the fantastic Kidnapping Lara Croft project... Today a sexist lecturer ... had a Lara Croft desktop theme on the laptop from which he projects his powerpoint supported lectures to the 160 students in a first year education subject in which I am tutoring. By the time they had returned from the midlecture break I had talked him into displaying and navigating through all the feminist subversions of Lara Croft that you wonderful women made available so --- thanks for blowing the minds and disrupting the hegemonic discourses that make it seem alright for him to put up LC without problematising it at all to all those keen students eager to take up the discourses that he models." (Gannon 2001)

Techno-Feminismus für das 21. Jahrhundert?
Natürlich werden die spielerischen Dekonstruktionen und alternativen Ansätze des Cyberfeminismus durch das Medium Computer bzw. Cyberspace selbst erleichtert, die ironische und ästhetische Interventionen sozusagen provozieren - auch wenn ich nicht der Meinung bin, daß deshalb gleich 'Virtualität der blinde Fleck des Patriarchats' 37) ist, wie eine Teilnehmerin des Gendering-Projects hoffnungsvoll als Motto auf ihre Webpage schrieb. Eine offene Frage ist zudem, wie sich neue Technologien auch in anderen Feldern subversiv unterwandern lassen, denn es ist sicherlich kein Zufall, daß sich Feministinnen in der produktiven Auseinandersetzung mit Hightech-Technologien primär auf Internet und Cyberspace kapriziert haben. Frage ist aber, wie eine Unterwanderung und konstruktive Umschreibung von Technowissenschaften in den Bereichen der Bio- und Reproduktionstechnologien, der Künstlichen Intelligenz, der Robotik, in Bioinformatik oder auch der Nanotechnologie vorzustellen wären - in Feldern, in denen die spielerischen und künstlerischen Momente womöglich schwerer umzusetzen sind. So gesehen wäre wohl ein Techno-Feminismus das nächste Projekt aktueller feminstischer politischer Theorie und Parxis - ein Feminismus der Bedeutungsproduktion und -politik über disziplinäre Grenzen hinweg in allen Feldern der Technokultur verficht, der in die unterschiedlichsten technowissenschaftlichen Praktiken und Diskurse eingreift, der Mythen umschreibt und narrative Felder verschiebt, wie es Donna Haraway in ihren späteren Schriften 38) bezüglich der Diskurse der Biomedizin par excellence vorgeführt hat. Praktische Umsetzungen dieser Strategien lassen allerdings noch auf sich warten.

Aktuelle kritische feministische Theorie und Praxis, ein Techno-Feminismus, der Virus in der neuen Weltunordung sein möchte, um eine kritische Öffentlichkeit zu ermöglichen, aber auch eine Verflüssigung alter Clichs (nicht zuletzt über 'den' Feminismus) und die Bildung neuer interdisziplinärer und interkultureller Koalitionen unterstützen will, muß immer neue Strategien und Mechanismen mit und gegen diese Technowelt entwickeln, in der wir heute leben. Und Cyborg zu werden, heißt nicht primär, sich mit den Maschinen der Informationstechnologie zu fusionieren, wie es häufig in den technikaffirmativen Diskursen einer hippen Cyberculture geträumt wird, sondern die Umschreibung unseres gelebten Verständnisses von Körper, Subjekt und Natur durch die Technowissenschaften zu analysieren und neue Verkörperungen subversiv zu nutzen. Cyborgs sind wir weniger wegen unserer Labtops, manipulierten DNA oder implantierter Computerchips, sondern weil das postmoderne bzw. posthumane Subjekt am Ende des 20. Jahrhunderts zuneh-mend offener und mit fließenden Grenzen gedacht wird, 39) das eine Öffnung hin zu den neuen, postmodernen Maschinen der Technoscience erlaubt. Die Dezen-trierung oder auch Fragmentierung des Selbst in der Postmoderne, unser Cyborg-Charakter ist mit den veränderten Verkörperungen und verschobenen Metaphern und Symbolen einer Welt verknüpft, die jenseits ihrer soziotechnischen Entwicklung nicht mehr zu verstehen ist. Heute ist unübersehbar, daß "... die Themen, die wirklich zählen - wer lebt, wer stirbt, und um welchen Preis - diese politischen Fragen verkörpern sich in der Technokultur. Sie können nicht auf andere Weise angegangen werden." (Haraway in Kunzru 1997, 159; bs. v. C. Draude). Ein Feminismus, der der aktuellen Problemlage gerecht werden will, kann daran nicht vorbei. Der Cyborg- und Cyberfeminismus hat hierzu einen ersten Anfang gemacht.

1) berarbeitete Fassung des gleichnamigen Vortrags im Rahmen der Vortragsreihe 'Postfeminismus - Cyberfeminismus' am Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart, gehalten am 19.2.2001. Vielen Dank an Claude Draude für die vielen Informationen und Anregungen, die ich durch ihren Vortrag 'Cyberfeminism for Dummies' bei der Informatica Feminale im Sommer 2000 bekam.
2) Vgl. Haraway 1995a
3) Zeitgenössische Theorien, die in den meisten Theoriedebatten unter dem Begriff 'postmodern' verhandelt werden, sind solche, die "auf den gesellschaftlich bedingten ... Zerfall der großen Metaerzählungen" (Zima 1997, 147), auf die "epistemological crisis" (Jardine 1986, 23) unseres Jahrhunderts reagieren und den Anspruch haben, keine "objektivistische Erkenntnismetaphysik" (Zima 1997, 146) zu betreiben.
4) "Es ist heutzutage schwieriger geworden, die Praktiken und Geschichte des Widerstands lebendig zu erhalten angesichts einer Warenkultur, die getrieben und bestimmt wird von permanenter Neuerung, Geschwindigkeit, immer kürzeren Verfallsdaten, Virtualität, Simulation und den utopischen (Heils-)Versprechungen der Technologien. Die Warenkultur ist immerwährend jung und läßt sogar die jüngste Vergangenheit weit zurückliegend und mythisch erscheinen. Kürzlich erzählte eine junge Frau auf einer Podiumsdiskussion, daß für ihre Generation der 70er Jahre Feminismus eine mythische Dimension angenommen habe..." (Wilding 1999, 2; meine bersetzung)
5) und zwar nicht nur im feministischen Diskurs, sondern auch in dem der Cyberculture und der Wissenschaftsforschung; vgl. u.a. die Referenzen in Braidotti, Featherstone / Burrows 1995, Gray 1995, Sollfrank / OBN 1997, 1999; Wolmark 1999
6) vgl. http://www.stanford.edu/dept/HPS/Haraway/CyborgManifesto.html
7) Haraways Texte sind Paradebeispiel für diese ironische und subversive Erzählstrategie. Gut konnte ich angesichts der Lektüre der ungewöhnlichen Texte Haraways meine eigene Verunsicherung und später wieder die meiner StudentInnen verfolgen, da ihre Texte einen bei den ersten Begegnungen häufig im Unklaren lassen, was denn nun ernst und was ironisch - und was als Science und was als Fiction gemeint ist.
8) vgl. Bath 2000
9) ausführlich zur Entwicklung des feministischen Technikdiskurses vgl. Bath 2000, Saupe 2000
10) vgl. Firestone 1970; kritisch hierzu Jaggar 1983, Hofmann 1999
11) vgl. hierzu auch Klinger 1989
12) ausführlich zur Technoscience als Epoche vgl. Haraway 1997, Weber 2001
13) Vgl. Haraway 1997
14) vgl. Weber 2001
15) zur Umschreibung des Naturbegriffs in und durch die Natur- bzw. Technowissenschaften vgl. Weber 2001; mit Blick auf unser Konzept von Subjektivität vgl. Hayles 1999
16) Server ist ein leistungsstarker Computer, an dem der Provider stationiert ist. Provider sind Firmen oder auch nichtkommerziele Anbieter von Netzzugängen, email, etc.; vgl. ausführlicher hierzu Hooffacker / Tangens 1997
17) Einschlägige feministische bzw. Frauen- und Lesben-Webmagazine sind neben vielen anderen: Geek-Girl (das erste feministische 'hyperzine'), Dykesworld oder Women Online Worldwide
18) vgl. Haraway 1995a; Draude 2001; Kuni 1999
19) Orte, die viele Telefonzugänge bzw. Datenleitungen zulassen, so daß sich viele TeilnehmerInnen gleichzeitig unterhalten können. Im Internet werden zu den verschiedensten Themen solche Chatrooms angeboten. MUDs (Multi User Domain) sind ebenfalls multipel zugängige Orte, an denen aber nach vorgegebenen Regeln Rollenspiele gespielt werden.
20) Bots bzw. Robots sind Computerprogramme, die in Chatrooms und MUDs u.U. aktiv sind. Man denke z.B. an das bekannte Programm 'Julia', das in MUDs auftritt und auf Fragen antworten kann, selber Fragen stellt. Dabei erschien sie - als ein Produkt der Mitte Neunziger - manchmal allerdings etwas einfältig, so daß manche Benutzer sie für einen behinderten Menschen gehalten haben; vgl. Turkle 1996. Heute sind diese Computerprogramme vermutlich um einiges besser. Mit Blick auf die heutige geschlechtsstereotype Avatar-Kultur wird es allerdings schnell deutlich, wie problematisch diese hochfliegenden Hoffnungen waren; vgl. Bath 2001.
21) Vgl. http://www.geocities.com/Tokyo/Flats/2135/dkpic.html
22) Zur postkolonialistischen und feministischen Rezeption als auch Aneignung dieser Figur siehe Pritsch 2000, Gendering-Project 2000, Pretzsch 1999, Deuber-Mankowsky 2001
23) vgl. Stone 1992
24) vgl. Hamann / Fischermann 2001; Hayles 1999
25) vgl. Stone 1992, Draude 2000
26) Außer in den USA, wo es unterdessen fast 50% weibliche User gibt, sind Frauen weiterhin seltener 'ans Netz angeschlossen'.
27) Hayles 1993, Kroker 1994, Haraway 1995a
28) Es ist ein Genre, daß nicht in einen wissenschaftlichen Kodex eingezwängt ist und die Macht der Imagination auf seiner Seite hat. Und es ist ein Genre, das mit seiner Bedeutungsproduktion wiederum zurückwirkt auf die Kultur der Hochtechnologie. So wurde der heute allgegenwärtige und zentrale Begriff des 'Cyberspace' in William Gibsons 'neuromancer' geprägt.
29) "Wir sind der Virus einer neuen Weltunordnung, wir unterbrechen / stören das Symbolische von Innen heraus, wir sind Saboteure der Inszenierung des großen Vaters, die Klitoris ist eine direkte Verbindung mit der Matrix, V(e)N(u)S Matrix, Terminatrixen des moralischen Codes, Sölderinnen des Schleims, geht über den Altar der Verwerfung..." (bs. von mir); vgl. auch http://sysx.org/vns/manifesto.html
30) vgl. Baumgärtel 1997, Bath 2000
31) vgl. auch: http://sysx.org/vns/bigbrave.gif
32) vgl. http://www.aec.at/meme/symp/contrib/vns.html
33) zu den haßerfüllten oder aggressiven Reaktionen auf die Webpage vgl. http://www.sorted.org/~kashka/bullshit.html
34) - eine häufig geforderte bzw. gewünschte Grundlage kritischer Netzpolitik im Kontext der Zugangs- und Ressourcenprobleme, des digital divide. Schon die 'first Cyberfeminist International' war von Frauen unterschiedlichster Länder besucht. Wendy Harcourt hat z.b. in ihrem Buch Women@internet Erfahrungen aus email-Diskussionen von Menschen aus aller Welt dokumentiert. Dem Projekt 'Reconstructing Gender (on the Internet)' gehörten Frauen aus Korea, Bulgarien, Kanada, Mexiko, Deutschland, Mazedonien, USA, Spanien und der Türkei an und diese brachten die unterschiedlichsten Kompetenzen und beruflichen Qualifikationen ein - von der Ingenieurin, Videokünstlerin, Webpage-Designerin, Historikerin und Aktivistin, bis zur Kulturwissenschaftlerin, Pädagogin, Philosophin und Soziologin; vgl. http://www.vifu.de/gendering/people/index.htm
35) vgl. Pritsch 2000
36) vgl. http://www.vifu.de/gendering/lara/PICS1.html; http://www.vifu.de/gendering/lara/gallery.html
37) http://www.vifu.de/gendering/cyborg/cyborg1.htm
38) vgl. u.a. Haraway 1997
38) "The posthuman subject is an amalgam, a collection of heterogeneous com-ponents, a material-informational entity whose boundaries undergo continuous construction and reconstruction. ... Similarly, the presumption that there is an agency, desire, or will belonging to the self and clearly distinguished from the 'wills of others' is undercut in the posthuman, for the posthuman's collective heterogeneous quality implies a distributed cognition located in disparate parts that may be in only tenuous communication with another. (Hayles 1999, 3f)

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