Einleitend erklärte die Vortragende, es ginge um "den nicht selbstverständlichen Versuch, aus der Lektüre eines literarischen Textes heraus meine literaturwissenschaftliche Haltung darzulegen." Der hier gewählte direkte Bezug auf die Lektüre markiert eine Haltung, die sich ebensowenig 'haben' läßt, wie sie 'eingenommen' werden könnte. Denn eine Lektüre läßt sich - wie eine Situation - nicht resümieren. Eine Haltung, die aus einer Geste, dem Lesen, entsteht, nicht zusammenfassen.
Wie also anmerken, wenn ich mich auf die Vortragstechnik selbst beziehen
möchte, auf den verschwindenden Übergang von einer Geste zu einer
Haltung? Auf etwas, das sich konkret und situativ realisiert? Ein sich
spiegelnd potenzierender Entzug ist hier wirksam, der den konkreten wie
begrifflichen Ausfall von Original und Abstraktion meint. Es bleibt nur
eins: zu versuchen, die Geste des Vortrags zu wiederholen, sie en miniature
- notwendig übertreibend auszuführen.
Vielleicht ist nur so die Darstellung einer Darstellungsweise möglich,
die sich zugleich als Anmerkung zu dieser Darstellungsweise gemeint wissen
will. Das heißt: Mit einer Geste auf eine Geste reagieren, im Versuch,
eine Bewegung weiterzutreiben und auf diese Weise aufzunehmen. Daß
dabei etwas verpaßt werden wird, wie das Geschlecht im Titel des
Vortrags wird unausweichlich sein. Verpassen müssen diese 'technischen
Anmerkungen' eine Rede, die ich nichts weiter als auslassen kann. Immerhin
setze ich dafür eine Markierung.
Ein Auslassungszeichen. Einen Apostroph. (3)
Ein Apostroph, so schreibt es das Lexikon, ist von griechisch-spätlateinisch
apóstrophos abgeleitet. Das griechische Adjektiv mit der Bedeutung
"abgewandt, abfallend" gehört zu griechisch apostréphein "abwenden".
Der Apostroph bezeichnet den Ausfall eines Lautes oder einer Silbe und
wird in Form eines Kommas oberhalb der Linie geschrieben. Als eine Apostrophe
wird eine rhetorische Figur bezeichnet, die eine Hinwendung des Redners
zu anderen als den bisher Angeredeten ausführt - auch zu Abwesenden
oder Toten, ebenfalls zu Dingen.
Die Figur einer überraschenden Wendung ist in beiden Bedeutungsfeldern,
beim Apostroph und der Apostrophe angelegt. In beiden Fällen gibt
es eine Bezugnahme auf ein Abwesendes. Die Apostrophe bezeichnet dabei
eine Adressierung. Indem Tote, Dinge, Musen oder Götter angerufen
werden, etabliert sich die Position der Zuhörenden im Verhältnis
zu einer Anrufung eines Abwesenden. In die duale Beziehung von Redner und
Publikum wird so ein Drittes eingeführt, das als Platzhalter eines
Fehlenden, Verfehlenden der Rede und des Verstehens fungieren kann.
Die Lektüre und theoretischen Reflexionen in Hinblick auf eine feministische Literaturwissenschaft möchte ich auf diese Figuren des apo-stréphein beziehen. Und zwar zunächst im verdichteten, verklumpten Bild des Apostrophs, als Spur eines Fehlenden und einer Abwendung, überraschenden Wendung zu einer anderen Ebene.
Dies Bild eines graphischen Zeichens sei isoliert und zum Wappentier einer theoretische Haltung erklärt, die sich nicht resümieren läßt. Denn als isoliertes Zeichen zeigt der Apostroph nicht mehr an, wessen Platz er einnimmt, fungiert nicht mehr als Spur von etwas, sondern als Platzhalter par excellence, der darum einen leeren Platz hält. So wird das 'Nicht' als entscheidender Zug dieser Haltung im Emblem paradoxal erinnert. Genauer: Es wird ihr konstitutiver Widerspruch im Bild des Apostrophs inszeniert: das Spiel des 'Nicht' - auf zwei verschiedenen Registern, als Ersetzung von etwas und als Differenz. Dieser Apostroph ist ein Zeichen, das man - nicht sprechen kann, das auf das Unsprechbare des Schriftlichen verweist. Die Hörenden hatten Textausschnitte aus verschiedenen Texten Heinrich von Kleists vor sich, auf die sich Schullers Vortrag bezog. Ich beziehe mich jetzt nur auf das letzte Wort aus dieser Serie von Ausschnitten. Es heißt : "lies't".
Wie könnten Sie sich einen Vortrag denken, der eine Haltung zu
feministischer Literaturwissenschaft einnimmt, gruppiert um eine erstaunliche
Schreibung, eine überflüssig zugefügte Fehlstelle, die etwas
- aber was denn? - ersetzt, diesen einen Apostroph in der Kleist'schen
Erzählung? Die alte Verbform 'lieset' soll nicht mehr gebräuchlich
gewesen sein - zu Kleists Zeiten. Es scheint insofern nichts in dem Wort
"lies't" zu fehlen, das die schriftliche Markierung eines Fehlens orthographisch zu rechtfertigen schiene. Die Schreibung zwingt also dazu, eine Exzentrik (4) anzuerkennen, die in nichts anderem besteht, als eine nicht sprechbare
Auslassung und grotesk überflüssigen Unterbrechung als graphische
Markierung in den Text eingefügt zu haben. Gelesen wurde dies als
Geste, die etwas wiederholt und übertreibt, was für jedes Schreiben
gelten kann, dessen Darstellungstechnik seinen Gegenstand - als eigenes
Werden - bildet. Im Modus einer Unterbrechung zeigt diese Technik einer feministischen Wissenschaft, daß sie zeigt, z.B. hier die Medientechnik als konkrete Bildlichkeit
der Schrift im Unterschied zu einer buchstabierenden, den Sinn resümierenden
Lektüre.
Dies Vorgehen Kleists, wie es in der Vortragssituation zwischen der
gesprochenen Darstellung und den ausgeteilten Schriftbildern inszeniert
wurde, erinnert mich an ein anderes "strategisches" und "kühnes" Unternehmen:
das "eine Zeichnung" genannt wurde, eine Zeichnung wie sie Jacques Derrida
bezeichnet hat. Mit seinen Worten: "Alles in der Zeichnung der différance
ist strategisch und kühn." (5)
Sein Text "Die différance" beginnt mit den Worten: "Ich werde
also von einem Buchstaben sprechen" (6) . Um einen nicht sprechbaren Buchstaben
geht der Text, "im Verlauf einer Schrift (...), deren verschiedene Bahnen
in sehr bestimmten Punkten alle über eine Art groben orthographischen
Fehler verlaufen (...)" (7) Um dies fehlerhafte 'a', das Derrida in diesem
Text statt einem 'e' in der letzten Silbe des Wortes différance
einsetzt. Ein Unterschied ist hier durch den Ersatz des 'e's in Szene gesetzt,
der sich (wie auch der Apostroph in "lies't") zwar schreiben oder lesen
läßt, "aber - er läßt sich nicht vernehmen". (8)
Ein stummer orthographischer Fehler verweist auf eine Ordnung, die,
wie es heißt, der "grundlegenden Opposition zwischen dem Sensiblen
und dem Intelligiblen widersteht." (9) Und etwas später, was meine
Anmerkungen hier weiterführen kann:
Was geschieht, wenn ich diesen Apostroph - skandalöses Wappentier
des Vortrags zu einer feministischen Literaturwissenschaft - jetzt entferne?
Wenn er wirklich alles das ist, was er nicht ist, nämlich alles,
und das nicht, dann ist ein Wechsel zwischen An- und Abwesenheit konstitutiv
für seine Funktion. Dann ist dieser Wechsel für etwas, das weder
Existenz noch Wesen hat, eine mögliche mediale Inszenierung, um in
Erscheinung zu treten. Hier wäre die Wendung von der graphischen
Sigle zur adressierenden Apostrophe in meinen Anmerkungen.
Die Freisetzung des Apostrophs, wie sie hier im Bild durch
seine Entfernung durchgeführt wurde, kann zu seinem Erscheinen an
Orten führen, die eine zugefügte, überflüssige Fehlstelle
nicht anzubieten scheinen. Wie Schuller es in ihrem Vortrag für die
Bezeichnung "Frau" durchführte, als sie "Frau" als Apostroph, "gleitende(n)
Name(n) für ein dem klassifikatorischen Geschlechtsdiskurs Unverfügbares" (11) einführte.
Ebenfalls als unverfügbar können medial neue Schriftsysteme,
wie sie durch elektronische Datenverarbeitung produziert sind, gelesen
werden. Wie den Apostroph in dem Wort "lies't" möchte ich eine aktuelle
Neuentwicklung aus dem Bereich der Hardware präsentieren, die dabei
ist, mediale Klassifikationen von Bild und Schriftsystemen, Bildschirmen
und Büchern zu unterlaufen. Was die Verwandtschaft dieser Erfindung
zum stummen und listig überflüssigen Apostroph ausmacht, ist
der Chock eines Leerlaufens klassifikatorischer Unterscheidungen. Wenn
der Apostroph als Guerillatechnik in philosophische Systeme eindringt,
die sich seiner paradoxalen Struktur nicht gewachsen zeigen - wie der "Frau"
- so soll hier auch die Erfindung der sogenannten "digital ink", der digitalen
Tinte vorgestellt werden.
Es handelt sich um ein Projekt des Physikers Joseph Jacobson vom Media
Lab des Massachusetts Institute of Technology. In einem Interview mit der
Zeit-schrift WIRED sagte Jacobson: "Tinte, die ist doch überall. (...)
Sie ist sogar auf den Tasten Ihres Laptops." (12) Nun, wir brauchen nicht
zu melden: auch noch an einigen anderen Stellen. Die Idee Jacobsons (13) gibt uns auf, vorzustellen, was wäre, wenn alle denkbaren Druckerzeugnisse mit einer neuen Art Tinte hergestellt würden? Einer Tinte, die so verwendet würde, daß sie mehrmals in der Sekunde wechselnde Muster zeigen könnte - Buchstaben natürlich - aber auch Bilder aus Filmen oder abstrakte Muster. Technisch ist dies nämlich bereits in Probeläufen auf einem Stück Papier gelungen.
"Stellen Sie sich ein Buch vor, das in wenigen Sekunden seinen Inhalt
ändert." (14) , sagt Jacobson. Ein derartiges elektronisches Buch soll mit einer kleinen Buchse versehen sein, mit der es an einen Personal Computer angestöpselt werden kann. Über die Datenleitung können neue Informationen in das Buch geladen werden. Auch eine drahtlose Ansteuerung wäre denkbar, insbesondere für Journale, die stets die allerneuesten Nachrichten anzeigten, in etwa 10minütigen Intervallen aus dem Internet upgedatet. Ein zukünftiger Leser oder eben eine Leserin hielte ein Stück Papier in den Händen, auf dem wechselnde Schriftzeichen
und Bilder erschienen. Auch sind Tapeten denkbar, auf denen wechselnde
Motive, Nachrichten oder Filme auftauchten - in einem technisch kühnen
Übertreten und Ver-schieben der Disziplingrenzen zwischen neuen und
alten Medien. Jedes Stück Papier - das einfache, robuste, alte, 'ägyptische' Papier - könnte als neuer Ort einer solchen digitalen Tinte imaginiert werden.
Wie sollte das möglich werden? Das technische Prinzip wirkt überraschend
anschaulich: Das sichtbare Element der digital ink besteht aus winzigen
zweifarbigen Partikeln, die je nach Lage auf ihrem Träger, dem Papier,
eine helle oder eine dunkle Seite zeigen. Bei jeder Drehung verwandelt
sich ein schwarzer Bildpunkt in einen weißen und umgekehrt. Bei 150
dots (Punkten) per inch ist die doppelte Schärfe eines typischen Videomonitors
erreicht und etwa die Konturschärfe eines billigen Laserdruckers.
Doch ist mit diesen Partikeln, die zwei Informationen tragen - schwarz
und weiß - allein noch nichts der beschriebenen Phänomenen zu
erreichen. Das andere, nicht sichtbare Element der digitalen Tinte besteht
aus einer raffinierten Adressierung der Punkte und ihrer Steuerungselektronik.
Das Erscheinen und Verschwinden der einzelnen schwarz/weißen Punkte
läßt sich mithilfe eines aufgedruckten Netzes feiner transparenter
Leiterbahnen steuern, die oberhalb und unterhalb der Partikel aufgebracht
sind. Wenn die Steuerungselektronik passende Spannungsimpulse erzeugt, ist an den Kreuzungspunkten zweier Leiterbahnen jeweils ein Partikel einem elektrischen Feld ausgesetzt, das eine Drehung des Partikels bewirkt. Dieser gibt dann in Kombination
mit vielen Tausenden anderer Partikel etwa den Buchstaben 'a' oder einen Apostroph zu sehen.
"Sie können das elektronische Buch mit an den Strand nehmen" (15) , verspricht Jacobson.
Wenn einst am Strand per Knopfdruck die neuartig beschrifteten Blätter
ihr Schriftbild ändern würden und aus der Kleist'schen Erzählung
Nachrichten über Strategien von Leserinnen würden, die sich "Frau"
und "feministisch" nennen, erschiene die Frage von Lesen und Schreiben
einmal mehr und auf neue Art gewendet, wie die seltsam fließend und
flüssig 'bedruckten' Papierseiten der digital ink. Diese hätten
die letzte Neuigkeit zum Fluchtpunkt, als Sichtgerät einer steten
und generellen Umschrift - angeschlossen, auf Empfang, auf Wechsel geschaltet.
Eine Geste der Unterbrechung und Ersetzung, wie sie der eine Kleist'sche
Apostroph paradoxal durchführt, erschiene hier technisch vervielfältigt.
Das isolierte Wappentier einer theoretischen Haltung, die sich nicht resümieren
läßt, wäre hier ins gigafache (der Partikel der digital
ink) vervielfältigt: wechselnde Platzhalter von graphischen Elementen,
die nicht mehr anzeigen, wessen Platz sie vertretend einnehmen, sondern
als schrifthafte Platzhalter für die Schrift selbst fungierten.
Mit Blick auf die Vergangenheit des Buches zeigt sich die Poesie der
technischen Metapher in den Details der Konstruktion. Denn: jede Papierseite
des elektronischen 'Buches' auf der Basis der digital ink soll mit einem
eigenen Mikroprozessor ausgestattet sein. Woraus aber besteht der? Ebenfalls
zu großen Teilen aus aufgedruckter transparenter, leitender Tinte!
"Ein Silicium-Wafer ist zu dick und zu teuer, um in das Papier integriert
zu werden", erklärt Jacobson, "aber wir können isolierendes und
leitendes Material, Kondensatoren, Spulen und Widerstände auf das
Papier drucken: plus zwei Dinge mehr, von denen wir glauben, daß
sie noch nie jemand gedruckt hat, nämlich P- und N-Material, verschiedene
Halbleiter, das heißt die Basiskomponenten eines Transistors. Wir
haben bereits die erste PN- Verbindung gedruckt, eine Diode." (17) Das ist: der einfachste Schalter 'on' und 'off'. '1' und '0'. Digital ink bietet insofern der theoretischen Imagination ein exzentrisches Anschauungsmaterial:Digital ink ist: ein Computer aus Tinte, gedruckt auf Papier.
Wie ich es sehe, ist digital ink ein frei flottierender Apostroph,
ein neues "lies't". Es zeigt sich am Paradoxon einer neuen Schrift die
differentielle Struktur der alten: als sichtbar wechselnde Ersetzung, bei
der der Wechsel ins Auge fällt. Eine Technik, die selbst als Inszenierung
einer zugefügten, stummen Fehlstelle, Insze-nierung einer Abwesenheit
gelesen werden kann. Nicht ganz das Schlußwort soll nun ein Satz
aus dem Vortrag Marianne Schullers haben: "Was man schwarz auf weiß
besitzt, kann man nicht getrost nach Hause tragen." Darum sehen Sie bitte
noch einmal auf diesen ersetzten, verflüssigten Apostroph:
Die Hand macht die Tintenpartikel durchscheinend. Denn es ging auch
mir um das Verpassen des Geschlechts - in technischer Hinsicht (19) : wie es das digitale Medium mit neuen Konsequenzen längst durchgeführt haben wird.
Folgende Überlegung könnte die miniaturisierte Geste der
soeben durchgeführten Wiederholung in ihrer Grobheit zeigen, indem
sie nochmals vergrößernd projiziert würde: Was wäre,
wenn der 'Apostroph' einen Platz hielte, der unhaltbar wie Verschiebung
und Ersetzung in bedingten Sprüngen der Programme seit den vierziger
Jahren durch die Schaltungen der Computer läuft? (20) Oder wenn Jacques
Lacan 1955 eine traumwandlerisch sichere, unmögliche Beurteilung solcher
Maschinenläufe gegeben hätte?
ad 1) Der Vortrag wurde von Marianne Schuller gehalten unter dem
Titel "Verpassen des Geschlechts. Zu Kleists 'Die Verlobung in St. Domingo'"
(8. Februar 1997, Hamburg). Bei dem vorliegenden Text "Apostrophisches
Sehen (...)" handelt es sich um eine Bearbeitung meines gleichnamigen,
bezugnehmenden Vortrags (23. Juni 1997, Hamburg).>>
ad 2) Die angeführten Zitate stammen - soweit nicht anders
angegeben - aus meiner Mitschrift des Vortrags "Verpassen des Geschlechts
(...)". Die Abbildungen sind aus dem zum Vortrag von Marianne Schuller
ausgeteilten Arbeitsmaterial generiert, einer DIN A4 Seite mit einer Mon-tage
von Kleist-Zitaten.>>
ad 3) Die folgenden Abbildungen transferieren die bildliche
Ebene des Vortrags, die als Arbeit mit einem Overheadprojektor durchgeführt
wurde, in die Textfassung.>>
ad 4) "Exzentrik: Sonderform der Artistik, die ihren Effekt
aus der Verbindung von kunstvollen, schwierigen Übungen mit grotesker
Komik in der Darstellung erzielt.", Duden, Fremdwörter-buch, Mannheim,
Wien, Zürich 1966.>>
ad 5) Derrida, Die différance, S.81>>
ad 6) Ebd., S. 76>>
ad 7) Ebd.>>
ad 8) Ebd., S. 77>>
ad 9) Ebd., S. 79>>
ad 10) Ebd., S. 80>>
ad 11) Zitiert aus dem Vortrag "Verpassen des Geschlechts" von
Marianne Schuller>>
ad 12) Charles Platt, Digital Ink, in: WIRED, San Francisco,
May 1997, S.162>>
ad 13) Erst nach der Fertigstellung dieses Textes, wurde mir
bekannt, daß das MIT-Projekt der digi-talen Tinte historisch keinesfalls
als das erste Konzept eines elektronischen, wiederbeschreib-baren Papiers
anzusehen ist. Bereits vor 21 Jahren wurde unter dem Namen "Gyricon" von
Nicholas Sheridan (beschäftigt beim Forschungszentrum PARC der Firma
Xerox, Palo Alto) ein Patent angemeldet: ein elektronisches Anzeigesystem,
dünn und biegsam wie Papier. "Bei minimalem Stromverbrauch würde
es das dargestellte Bild dauerhaft anzeigen. Man könnte darauf schreiben
oder 'radieren' und es beliebig oft wiederbenutzen." Um die wechselnden
Schwärzungen des Dispays zu erzeugen, wird ein sehr ähnliches
Prinzip wie bei dem im fol-genden ausschließlich referierten MIT
Projekt angewandt. Noch nicht entschieden ist, welches der beiden Produkte
die Marktreife als erstes erlangen wird. Vgl. W. Wayt Gibbs, Auf dem Weg
zum elektronischen Papier, in: Spektrum der Wissenschaft, S. 23-25.>>
ad 14) Zaubertinte im Datennetz, (o.A.), in: Der Spiegel, Hamburg,
12/1997, S. 192>>
ad 15) Ebd.>>
ad 16) Auf die Overhead-Folie, wie sie Abbildung 3 motivisch
dokumentiert, wurde Schrecktinte auf-gebracht, und zwar auf die Stelle
des entfernten Apostrophs. Schrecktinte hat die Eigenschaft, sich von einem
zunächst blauen Zustand in eine transparente Flüssigkeit zu verwandeln.>>
ad 17) WIRED, S. 165>>
ad 18) Der in Abbildung 4 simulierte Zustand der Schecktinte
auf der Folie wurde durch eine Geste der Hand verändert. Hautkontakt
läßt die Schrecktinte in den transparenten Zustand umschlagen.>>
ad 19) Vgl. Reiche, Feminismus ist digital>>
ad 20) Zum "bedingten Sprung" vgl. Duden Informatik, Mannheim,
Leipzig, Wien, Zürich 1993, S. 303-304, Stichwort: if und S. 684 Stichwort:
Sprung; Kittler, Grammophon Film Typewriter, S. 371-372 und Heintz, Herrschaft
der Regel, S. 218.>>
ad 21) Lacan, Sem. II, S. 380-381>>
ad 22) Lektüren dieser und ähnlicher Art sind in einem bald erscheinenden Buch zu erwarten: CYBERFEMINISM, Next Protocols, Old Boys Network (eds.), New York 2000 (in Vorbereitung) >>