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22.september — 22.oktober, 2000
albrecht dürer gesellschaft/ kunstverein nürnberg
Das LIQUID HACKING LABORATORY ist eine experimentelle Anordnung, deren Anliegen es ist, jenseits von klassischen Formen der Kunstproduktion und -vermittlung für die teilnehmenden Künstlerinnen und Hackerinnen temporär einen Ort zu schaffen, an dem intensiver Austausch untereinander und mit einem interessierten Publikum stattfinden kann. Dabei überschneiden sich die klassischen Formate eines temporären Medialab, einer Konferenz und einer Ausstellung und eröffnen an ihren Schnittstellen neue Räume für kulturelle Handlungsfähigkeit.

Die Situation des Medialab wird fünf Tage Woche andauern, und basierend auf der Idee eines informellen Wissenstransfers, den teilnehmenden KünstlerInnen und HackerInnen die Gelegenheit bieten, ihr eigenes Wissen zugänglich zu machen und im Gegenzug von Kolleginnen zu lernen, die in jeweils anderen Gebieten spezialisiert sind. Während diese Sektion des LIQUID HACKING LABORATORY dazu gedacht ist, in erster Linie 'ExpertInnen' weiterzubilden und deshalb für die Öffentlichkeit nur begrenzt zugänglich und von Interesse sein wird, gibt es während dieser Woche jeden Abend eine öffentliche Veranstaltung, in der jeweils eine der anwesenden 'SpezialistInnen' ihr Fachgebiet vorstellt.

Begleitend dazu ist für die Dauer von vier Wochen eine Ausstellung mit zehn KünstlerInnen geplant, in der Arbeiten gezeigt werden bzw. zum interaktiven Gebrauch zur Verfügung stehen, die sich auf das Thema des LIQUID HACKING LABORATORY beziehen.

Das Thema des Projektes ist es, Computer-Hacking und Strategien zeitgenössischer Kunstpraxis zusammenzudenken. Der klassische Computerhacker wird als ein Mensch definiert, der gern in die Geheimnisse programmierbarer Systeme eindringt und versucht, deren Grenzen zu erweitern, als ein Mensch, der enthusiastisch programmiert oder als ein Mensch, der die intellektuelle Herausforderung liebt, Einschränkungen/Begrenzungen kreativ zu überwinden bzw. zu umgehen. Hacking ist also nicht nur eine handwerkliche Fähigkeit im Umgang mit dem Computer, sondern nichtzuletzt auch eine von Forscherdrang, Neugier und unkonventionellem Denken geprägte Geisteshaltung. Begreift man Hacking als Methode und versucht diese zu abstrahieren, stösst man unweigerlich auf Parallelen zu künstlerischen Methoden.

Hacking und Kunst haben gemeinsam, dass ihre Aktivitäten auf einem spielerischen und zweckfreien Umgang mit dem jeweiligen 'Material' beruhen. Es geht beiden Methoden nicht darum, zielgerichtet Anwendungsformen zu entwickeln, sondern um das Experimentieren und Erforschen von unterschiedlichsten Systemen und Technologien. Ebenso wie Kunst in der Lage sein sollte, in hergebrachte Wahrnehmungsmuster einzudringen, diese zu irritieren und zu überraschen, indem sie neue und ungewohnte Perspektiven anbietet, haben Computer-Hacker das gleiche Anliegen innerhalb programmierbarer Systeme. Beiden geht es darum, zu erforschen, zu experimentieren, zu stören und zu irritieren und allgemeine Denkmuster aufzubrechen. Hacking ist eine künstlerische Methode, mit dem Computer umzugehen. HackerInnen sind KünstlerInnen, die sich auf das Medium Computer spezialisiert haben. Ganz allgemein wenden KünstlerInnen ihre spezifischen Methoden in diversen Medien an und benutzen unterschiedlichste Materialien. Das heisst, Künstlerinnen können entweder in einem erweiterten Sinn Hackerinnen sein, indem sie ähnliche Methoden wie diese anwenden, oder im engeren Sinn, wenn sie künstlerische Methoden mit dem Medium Computer realisieren. Das LIQUID HACKING LABORATORY umfasst beide Herangehensweisen.

Beim LIQUID HACKING LABORATORY geht es darum, beide Bereiche, die besonders in Deutschland noch sehr isoliert voneinander existieren, zusammen zu denken und Vertreter beider Bereiche zusammenzubringen. Eine Zielsetzung des LIQUID HACKING LABORATORY ist es, einen intensiven Austausch und gegenseitiges Lernen von SpezialistInnen beider Gebiete zu fördern. Es ist wünschenswert, dass die gemeinsame Arbeit im Labor zu weiteren gemeinsamen Aktivitäten führt, aber der Schwerpunkt liegt im Bereich von Kommunikation, Networking und Wissenstransfer und weniger im Bereich gemeinsamer Produktion. Sich an einem realen Ort zu treffen und das damit einhergehende persönliche Kennenlernen soll dazu dienen, die netzbasierte Kommunikation zu vervollständigen und zu intensivieren. Eine weitere Zielsetzung ist es, Hacking-Strategien einer breiteren Öffentlichkeit zu demonstrieren und damit die Gelegenheit zu bieten, hinter die Oberflächen der zeitgenössichen Machtrepräsentation zu blicken.
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